Tipps für die heißen Tage … und warum wir bei Hitze nicht trainieren und erst recht nicht trailen!

SonneHohe Umgebungstemperaturen sind für unsere Hunde besonders gefährlich, da sie nur eine geringe Anzahl von Schweißdrüsen an der Unterseite der Pfoten und am Nasenspiegel haben und daher ihre Körpertemperatur nicht über Schwitzen regulieren können.
Darüber hinaus tragen sie auch noch einen „Pelzmantel“.

Die Hunde selbst würden ohne ihre Menschen wahrscheinlich ganz gut damit umgehen können und einfach in einer kühlen Ecke chillen, gelegentlich ein kühles Bad nehmen.

Viele Halter vergessen aber tatsächlich, wie heiß der Asphalt werden kann (Test: 7 Sekunden die Hand auf den Boden legen, wenn das zu heiß ist, haben Hundepfoten hier nichts verloren), die Hunde verbrennen sich die Pfoten und bekommen zusätzlich die Hitze des Bodens ab. Andere sind plötzlich sportlich motiviert, fahren mit dem Hund Fahrrad in praller Sonne oder fühlen sich verpflichtet, die Trainingseinheit noch zu absolvieren, andere gehen für 5 Minuten kurz einkaufen, lassen den Hund im Auto – häufig mit tödlichem Ausgang für den Vierbeiner.

Bei Menschen entsteht durch Schwitzen ein enormer Kühleffekt was dazu führt, dass wir Körperanstrengungen bei Hitze wesentlich weniger anstrengend empfinden als sie für Hunde sind. Wir können es stellenweise gar nicht nachvollziehend, wie belastend Wärme und Hitze für unsere Hunde ist.

Bereits bei für uns noch gut erträglichen Außentemperaturen von 22-25 Grad reduzieren viele Hunde ihre Aktivitäten und suchen gezielt kalte Böden, Kellerräume, Schattenplätze auf.

Hunde hecheln und geben damit die angestaute Körperwärme nach außen ab. Das funktioniert jedoch nur, wenn der dadurch entstandene Flüssigkeitsverlust durch Wasser trinken ausgeglichen werden kann und die Wärmeaufladung des Körpers nicht die Wärmeabgabe übersteigt.

Ab Temperaturen von 28-30 Grad reicht dieser Kühlmechanismus nicht mehr aus, die Körpertemperatur steigt und es kann sehr schnell zum Hitzschlag kommen.
Ist es wärmer als 28 Grad, muss sich der Hund noch zusätzliche Kühlung verschaffen (Liegen auf kalten Flächen, Fell befeuchten durch Lecken oder Baden).
Hier sind besonders die brachycephalen (kurznasigen) Rassen deutlich anfälliger,  aber überraschenderweise nach einer neuesten Studie auch Labrador Retriever, Golden Retriever und der Malinois. Dass ältere Hunde, Welpen, kranke Hunde stärker leiden und schneller einen (tödlichen) Hitzeschlag, Herz- und Kreislaufbeschwerden bekommen können, braucht eigentlich nicht extra erwähnt werden.

„Es ist noch kein Hund gestorben weil er ein Training verpasst hat – aber sehr wohl, weil er bei zu hohen Temperaturen trainiert hat!“

Training bei Hitze kann zum unkalkulierbaren gesundheitlichen Risiko für Hunde werden. Die Körpertemperatur steigt allein schon bei körperlicher Belastung oder Aufregung an, kommt warmes Wetter dazu, kann die Körpertemperatur auf über 41 Grad ansteigen (mehr zu Körpertemperaturen siehe „Warum kein Mantrailing?“).

Ein verantwortungsbewusster Trainer sollte die Halter daher anhalten, an den heißen Tagen (auch wenn sie es selbst nicht so schlimm empfinden), nur kurze Spaziergänge in den frühen Morgenstunden, nach Dämmerungseinbruch zu machen und den Hund ansonsten ruhen zu lassen, ggf. kühlen.
Ab 27 Grad oder mehr Mittagstemperatur sollte selbst am Abend nicht trainiert werden und schon gar kein Mantrailing.
Hier geht Gesundheit vor (ohnehin ineffizientem!) Training und vor allem vor Verdienstausfall!

Am Ende liegt es im Verantwortungsbereich jedes einzelnen Hundehalters – wir finden jedoch, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, ein Training mit seinem Hund bei Hitze durchzuführen.

Warum besonders kein Mantrailing?

Hunde aus Arbeitslinien, aber auch Hunde mit agilem Charakter überschreiten oft ihre physischen Grenzen. Viele Laien erkennen nicht einmal, ob sich der Hund in seiner Belastungsgrenze befindet, und erst recht nicht, ob er bereits irreparablen Schaden nimmt.
Schon bei moderaten Außentemperaturen (unter 20 Grad und darunter) erhöht sich die Körpertemperatur gravierend wenn Hunde intensive Nasenarbeit betreiben (Spaßtrailen, Rettungshundearbeit, Geruchsunterscheidung, Fährtenarbeit, Mantrailing, etc.). Sie atmen bis zu 300 mal in der Minute ein und aus, dies treibt die Körpertemperatur bereits nach knapp 15 min. von ca. 38 Grad auf 40-41 Grad!
Ab 39 Grad sprechen wir von Fiebertemperatur!
Während wir in „luftiger Höhe“ vielleicht entspannte 20 Grad haben, können die Temperaturen auf Bodenhöhe – besonders bei asphaltierten Straßen – heiße 44 Grad betragen, was zu den o.g. Fiebertemperaturen weiter zur Erhöhung der Körpertemperatur der Hunde beträgt.
Ab 41 Grad und höher kann es zu irreparablen Gewebeschäden und/oder Kollaps kommen, ab 42-43 Grad kommt es zur Gerinnung von Eiweißstoffen im Körper, es besteht Lebensgefahr.

Die Autoren „K9 Working Breeds“ Resi Gerritsen und Ruud Haak beschreiben den Fall von 5 nicht verwandten jungen Malinois, die nach Trainingstrails von ca. 2,5 km Strecke bei 20-22 Grad an Überhitzung gestorben sind als sie nach dem Trail zur Belohnung in Beißarbeit übergingen.
Die Autoren schlossen daraus, dass die optimale Außentemperatur für Mantrailing zwischen 16-21 Grad liegt.
Das Problem – selbst für erfahrene Hundeführer – ist, dass ohne Messung der Vitalwerte nicht möglich ist, die Belastung der Hunde eindeutig festzustellen.
Zeigen Hunde eindeutige Zeichen der Überhitzung, ist es meist leider schon zu spät! Motivierte Hunde arbeiten bis zum Umfallen…

Zum Weiterlesen (Inhalte wurden teilweise übernommen)
Studie: Einsatz von Rettungshunden in heißen Klimazonen
Warum wir bei Hitze nicht trainieren – Work for Dogs
Teckel on Tour: Mantrailing im Sommer

Neben Hitzeschlägen aufgrund von Belastungen wie lange Spaziergänge, Laufen am Fahrrad (!!), Hundetraining-/Hundesport bei Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung ist leider immer noch das „kurze“ Einsperren der Hunde im Auto der häufigste Grund für tödlich verlaufende Hitzschläge.
Selbst bei „lockeren“ 20 Grad im Frühjahr erhitzt sich ein Auto nach 60 Minuten auf 46 Grad – eine Temperatur bei der ein Hund seine Temperatur nicht mehr regulieren kann!
Die folgende Tabelle zeigt deutlich, dass „ganz kurz mal einkaufen“ bei sommerlichen Temperaturen mehr als fahrlässig ist.
Man riskiert einen qualvollen Tod seines Hundes, dazu kommen Kosten für Rettungseinsatz Feuerwehr und Polizei, Strafanzeige wegen Tierquälerei und eine Haftstrafe bis zu drei Jahren und ein lebenslanges Tierhaltungsverbot.
Und trotzdem passiert es jedes Jahr ab dem Frühling…wir verzichten auf entsprechende abschreckende Bilder an dieser Stelle, bitte aber darum, die Augen aufzuhalten und einzugreifen – rechtliche Hinweise zum Retten eines Tieres aus einem Fahrzeug.

temperatur-tabelle

Wie erkennen Sie einen Hitzschlag beim Hund? (Quelle VDH)

Die ersten klinischen Symptome einer Überhitzung stellen sich wie folgt dar:

  • anhaltendes, starkes Hecheln
  • evtl. vermehrter Speichelfluss
  • Hautinnenseite der Ohren sind stark gerötet und heiß
  • oft ist der Hals langgestreckt und die Zunge hängt weit heraus
  • Unruhe, Nervosität bis hin zur Panik

Der Hund versucht durch das starke Hecheln verzweifelt seine Körpertemperatur zu senken. Er wird versuchen aus eigenem Antrieb  einen kühlen, schattigen Platz aufzusuchen. Ist dies nicht möglich, weil er z. B. in der Sonne angebunden ist oder im Auto eingesperrt ist, wird sich sein Zustand dramatisch verschlechtern, es kommt zum Hitzschlag:

  • die Atmung wird schneller und flacher (Tachypnoe)
  • Herzrasen (Tachykardie) tritt auf
  • starke Rötung (hellrot) der Schleimhäute und der Zunge
  • das Tier wird zunehmend apathisch (teilnahmslos)
  • zeigt taumelnde Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen
  • evtl. begleitet von Erbrechen und/oder blutigem Durchfall
  • die Körpertemperatur steigt auf über 40 °C
  • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie)

Der Hitzschlag führt unbehandelt  zum völligen Kreislaufkollaps. Das Tier befindet sich im Schockgeschehen:

  • die Schleimhäute verfärben sich bläulich
  • es kommt zu Zittern und Krämpfen, es folgen:
  • Bewusstlosigkeit
  • Koma
  • Tod des Hundes

Erste Hilfe Maßnahmen

Ziel:
Körpertemperatur des Hundes senken
Kreislauf stabilisieren

  1. Bringen Sie den Hund sofort an einen kühlen, schattigen Ort.
  2. Beginnen Sie umgehend damit, den Hund abzukühlen.Gehen Sie hierbei vorsichtig vor. Geeignet, um den Hund zu kühlen, ist frisches oder fließendes Wasser (Gartenschlauch oder Wasser aus Eimern).  Wichtig dabei: Benutzen Sie kein eiskaltes Wasser! Dies würde zu einer Verengung der Hautblutgefäße führen, den Kreislauf zusätzlich belasten und die Wärmeabgabe sogar vermindern.Fangen Sie mit dem Kühlen an den Pfoten und den Gliedmaßen an und gehen Sie dann langsam weiter zum Körper (Unterbauch, Lendenbereich) und dann zum Nackenbereich. Auch eine zu schnelle Abkühlung belastet einen bereits angeschlagenen Kreislauf. Ebenfalls gut geeignet sind feuchte, kühle Handtücher, mit denen Sie den Hund abdecken. Wichtig hierbei ist: Auch unter den Handtüchern kann wiederum Wärme entstehen, sie müssen häufig gewechselt werden.Falls vorhanden, kann auch zusätzlich ein Ventilator (oder ein auf „kalt“ gestellter Fön) eingesetzt werden, um die warme Luft abzuleiten und den Körper zu kühlen.Wenn möglich, kontrollieren Sie die rektale Körpertemperatur mit einem handelsüblichen, digitalen Fieberthermometer alle 5 Minuten. Es ist wichtig, den Hund nicht unter die normale Körpertemperatur (38 – 39 °C) hinaus abzukühlen.Optimal ist eine Abkühlung des Hundes auf eine Körpertemperatur von 39,4 °C  innerhalb von 30-60 Minuten. Danach sollte die aktive Kühlung beendet werden um eine Unterkühlung zu vermeiden.
  3. Ist der Hund bei Bewusstsein, geben Sie ihm handwarmes Wasser  zu trinken. Versuchen Sie jedoch niemals, einem bewusstlosen Tier oder im Bewusstsein stark eingeschränktem Tier Wasser einzuflößen. Der Hund muss selbstständig trinken.
  4. Bringen Sie das Tier so schnell wie möglich zu einem Tierarzt! Stellen Sie sicher, dass die Praxis auch geöffnet hat.Informieren Sie den Tierarzt oder die Klinik, dass Sie unterwegs zu Ihnen sind und dass es sich sehr wahrscheinlich um einen Hitzschlag handelt. So können in der Praxis bereits Vorbereitungen getroffen werden, um ihr Tier bei Eintreffen sofort nottierärztlich zu versorgen.Vor dem Transport: Autoinnentemperatur mittels Klimaanlage herunterfahren. Auf keinen Fall den Hund in eine geschlossene Hundebox im Auto setzen oder legen. Durch das Hecheln des Hundes und der Verdunstung des Wassers aus dem nassen Fell, kann es in der Hundebox wie in einer Sauna zu einem Hitzestau kommen, was die Situation weiter verschlechtert. Wenn möglich, den Hund auch beim Transport weiter intensiv betreuen. Kühlen Sie das Tier mit feuchten Handtüchern, bieten Sie Wasser an. Achten Sie beim Transport auf genügend Luftzirkulation (Fenster auf).


Ist der Hund nicht mehr bei Bewusstsein?

  • Legen Sie das Tier in Seitenlage
  • Überstrecken Sie den Kopf nach vorne und oben
  • Ziehen Sie die Zunge des Hundes heraus
  • mit nassen Tüchern abdecken und sofort zum Tierarzt bringen

Warum ist es wichtig, den Hund, auch wenn er sich durch Ihre Erste-Hilfe-Maßnahmen augenscheinlich wieder etwas stabilisiert  hat, trotzdem zum Tierarzt zu bringen?

Die allermeisten Hunde benötigen bei einem Hitzschlag dringend Infusionen und gegebenenfalls weitere Medikamente. Zur Überprüfung der Organfunktionen sollte in jedem Fall eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Es kann zu  Komplikationen wie Blutgerinnungsstörungen, Nierenschäden und Hirnödem kommen. Daher ist es besonders wichtig, dass der Hund in den ersten 24-48 Stunden intensiv tierärztlich überwacht wird.

Vorbeugen

  • verlegen Sie die Spaziergänge in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden
  • meiden Sie die Mittags- und Nachmittagshitze
  • vermeiden Sie Transporte in Autos ohne Klimaanlage
  • selbst Fahrten in klimatisierten Fahrzeugen in der Mittags- oder Nachmittagshitze nur wenn unbedingt nötig
  • nehmen Sie immer genügend Wasser mit, damit ihr Hund zwischendurch ausreichend trinken kann

Und lassen Sie Ihren Hund niemals im Sommer im Auto zurück. Nicht  „mal eben kurz“, auch nicht im Schatten, auch nicht „für 5 Minuten“, gar nicht!

Und bitte bedenken Sie: Die Gefahr für Ihren Hund einen Hitzschlag im in der Sonne geparkten Auto zu erleiden beschränkt sich keinesfalls nur auf die Sommermonate. In einer Studie aus Deutschland  zum Vorkommen von Hitzschlag bei Hunden wurde klar festgestellt, dass die Erkrankung Hitzschlag bereits in den Frühlingsmonaten April und Mai auftritt. Denn bereits im Frühling ist die Intensität der Sonnenstrahlung ausreichend, um das Auto für den Hund zur Hitzefalle werden zu lassen.
(Quelle VDH)

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