Pubertät und Kastration

Je nachdem ob Ihr Hund ein Früh- oder Spätentwickler ist, beginnt auch die Pubertät früher oder später (je nach Rasse und auch innerhalb der Rassen gibt es hier große Unterschiede von 6 Monaten bei kleinen Rassen bis hin zu 1,5 Jahren bei z.B. großen Herdenschutzhunden die erst mit ca. 4 Jahren erwachsen sind).
Rein biologisch gesehen macht es natürlich Sinn, dass der Hund mehr Selbstbewusstsein entwickelt, sich mehr abnabelt, nach potentiellen Partnern sucht um eine eigene Familie zu gründen –  in unserem Sinn ist das jedoch nicht.
Ähnlich wie bei unseren Jugendlichen wird vieles was bisher feststand nochmals hinterfragt, der Abruf beim Freilauf funktioniert nicht mehr (dann ist Schleppleine angesagt, bevor sich unser Jungspund Blödsinn angewöhnt), mit gleichgeschlechtigen Artgenossen verändert sich das Spiel bis hin zu Gezicke oder Imponiergehabe, das andere Geschlecht wird deutlich interessanter….
Es finden im Gehirn „Umbaumaßnahmen“ statt und manchmal scheinen bestimmte Teile des Gehirns komplett gesperrt. Ein Trost ist, dass die Leitungen durch leistungsfähigere ersetzt werden – hier ist Konsequenz und Köpfen gefragt, damit man sich gut funktionierende Kommandos nicht kaputtmacht.

Bitte lassen Sie sich von niemandem überreden, Ihren Hund in dieser Phase (pauschal) mal kurz kastrieren zu lassen bzw. informieren sich gut (empfehlenswerte Lektüre ist Dr. Udo Gansloßer z.B. Buch „Kastration“ oder Tierarzt Ralph Rückert „Kastration beim Hund – ein Paradigmenwechsel“ bevor Sie das tun.
Es ist eine wichtige Zeit des Erwachsenwerdens und eine Kastration sollte – außer in medizinzisch begründeten oder ganz individuell abgeklärten Fällen – möglichst nicht vor dem 1,5.-2. Lebensjahr erfolgen. Die frühere Ansicht, dass eine Frühkastration pauschal vor Krebs schützt, hat sich leider nicht pauschal bewahrheitet und kann deutliche Nachteile für unseren Hund (physisch und psychisch) mit sich bringen. Einige schlimme Krebsarten können durch eine Kastration vermutlich sogar verstärkt – verschiedene Studien laufen hierzu.

Neben dem OP-Risiko können auch nachteilige Wesensveränderungen die Folge sein wie Verstärkung von Angst/Furcht/Unsicherheit, Verstärkung des Jagdtriebs, Veränderungen im Aggressionsverhalten, etc., körperlich wie  z.B. Fellveränderungen, Erhöhung der Anfälligkeit für Sehnen- und Bänderverletzungen, Verlangsamung des Stoffwechsels um bis zu 30 Prozent, bei Hündinnen auch Inkontinenz, etc.

Bei Rüden gibt es die Möglichkeit einer chemischen Kastration (sogenannter Hormonchip für 6-12 Monate), die ich befürworte um vorher zu schauen wie der Hund sich im Falle einer Kastration verändern würde um dann entscheiden zu können. Eine Kastration lässt sich nicht mehr rückgängig machen!

Sie haben eine Hündin? Gerne erhalten Sie von uns weitere Informationen rund um das Thema Läufigkeit, Gebärmutterentzündungen, etc.