Alptraum Magendrehung

Der Albtraum eines jeden Hundebesitzers. Trotzdem ist vielen die (in USA) zweithäufigste Todesursache bei Hunden bzw. die Symptome nicht bekannt.

Der folgende Artikel wurde von Sonja Hoegen, Hundeschule Dogcom, Bad Wimpfen verfasst.

Es gibt zwei Arten von Magendrehungen: die mechanische und die saure.

Bekannter ist die mechanische, aber auch viel seltener. Nach dem Fressen liegt die Nahrung schwer im Magen, deshalb sollte der Hund etwa zwei Stunden hinterher ruhen. Sonst kann sich der Magen drehen. Allerdings reichte bei manchen Hunden der Sprung von der Couch, und es war geschehen.

Wesentlich häufiger ist die saure Magendrehung. Sie geschieht meistens aufgrund von unverdaulicher/ schwerer/gärender/quellender Nahrung. Gase steigen auf, der Magen dreht sich.

Bei der Magendrehung dreht sich der Magen um die eigene Achse. Ein- und Ausgang sind abgewürgt, der Magen gast auf, wird immer größer, von außen knallhart und hohl wie eine Trommel. Er drückt auf die anderen Organe, Gifte entstehen, Gewebe stirbt ab. Der Kreislauf kollabiert. Nach etwa einer halben Stunde sind die Schäden meistens tödlich. Manche Hunde halten einige Stunden durch. Der Tod ist sehr schmerzhaft.

Welche Hunde sind gefährdet:

  • Rassen mit großem Brustkorb, wo der Magen viel Platz hat, sich zu drehen (Greyhound, Dackel, Dobermann, alle Molosser, …)
  • Gestresste Hunde: unruhiger Magen
  • Alte Hunde mit schwachem Bindegewebe
  • Rassen mit schwachem Bindegewebe (Shar Pei, Deutsche Dogge, Neapolitano, …)
  • Schnellfressende Hunde
  • Trockengefütterte Hunde: Nahrung liegt schwer und lange im Magen, quellt auf, gärt
  • Hunde, die nur 1x pro Tag gefüttert werden, oder die einen Futtersack leeren: zu große, unverdauliche Menge im Magen
  • Hunde, deren Verwandte eine Magendrehung hatten: Sie ist vererbbar

Natürlich gibt es noch viele weitere Ursachen. Nach wie vor jedoch gilt die Magendrehung als Rätsel. Die meisten Fakten wurden seit 1994 bei einer Langzeitstudie der Universität Purdue, USA, gesammelt.

Magendrehung ist in den USA die zweithäufigste Todesursache nach Krebs. In den Jahren 1964 – 1994 wurde ein Zunahme um 1500 Prozent (kein Schreibfehler!) registriert, die Gründe hierfür sind noch unbekannt. Ausgegangen wird jedoch von Umweltursachen wie zum Beispiel veränderte Fertigfutterherstellung, veränderte Herstellung und/oder Verwendung von Impfstoffen etc. Zucht und Beliebtheit bestimmter Rassen lassen diese extreme Zunahme nicht erklären.

Das Schlimmste an der Magendrehung ist, dass man alle Vorsichtsmaßnahmen der Welt treffen kann, und trotzdem passiert es. Magendrehungen gab es auch schon bei entspannten, jungen Zwergpudels, die nach der drei mal täglichen BARF-Fütterung aus einem niedrigen Futternapf zwei Stunden geruht haben.

Um das Risiko jedoch möglichst gering zu halten, empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Verzicht auf ausschließliche Trockenfütterung
  • Mehrmals täglich in kleinen Portionen füttern
  • Ruhe nach der Nahrungsaufnahme
  • Kalzium nicht in einzelnen riesigen Mengen füttern
  • Verzicht auf Hochnäpfe

Etwa die Hälfte aller Magendrehungen geschehen nachts!
Haben Sie den Verdacht auf eine Magendrehung, packen Sie den Hund ins Auto und rasen los. Jede Minute zählt!

Rufen Sie Ihre Tierklinik von unterwegs an, damit sie den OP bereit machen. Jeder anständige Tierarzt hat kein Problem damit, nachts aufzustehen, auch wenn es dann doch „nur“ eine Magenverstimmung war. Das ist schließlich ihr Job. Wenn der Hund schon stark aufgegast ist, und Sie Zweifel haben, das er es noch in die Klinik schafft, entgasen Sie ihn selbst (Injektionsnadel in den Bauch)*. Dabei besteht zwar das geringe Risiko, die Milz zu treffen. Allerdings ist das nicht so schlimm, wie ein Hund, der es nicht mehr auf den OP-Tisch schafft.

Achtung: Manche Hunde gasen plötzlich auf, entgasen aber nach einer Weile wieder von selbst. Gehen Sie trotzdem zum Tierarzt. Dieser Vorfall kann auf ein Magenproblem hindeuten, und in einer Magendrehung münden.

Und nochmal Achtung: Dieser Artikel wurde nach bestem Wissen von Sonja Hoegen verfasst.
Er erhebt keine Ansprüche auf Vollständigkeit, noch ersetzt er eine tierärztliche Beratung.
Er stellt auch keine tierärztliche Meinung dar.

Sonja Hoegen
Hundeschule dogcom
www.dogcom.de

*Anm. d. Redaktion: Sollte Ihr Hund gefährdet sein, lassen Sie sich vorher
bitte durch Ihren Tierarzt einweisen.